Ayurveda: Mit der indischen Heilkunde zu mehr Wohlbefinden
Wer sich ausgiebig mit dem Thema Gesundheit beschäftigt, stolpert irgendwann über den Begriff Ayurveda. Doch was verbirgt sich dahinter und was kann die alternative Heilkunde?
Was ist Ayurveda?
Ayurveda ist die ganzheitliche Lebens- und Heilkunde Indiens, wobei „Ayuh“ für leben und „Veda“ für die Wissenschaft steht. Übersetzt bedeutet Ayurveda also Wissenschaft vom Leben. Sie geht davon aus, dass der Mensch Teil der Natur ist und in Gleichgewichten lebt.
Ungleichgewichte sorgen wiederum dafür, dass wir uns schlecht oder krank fühlen. Ziel ist es deshalb, diese Ungleichgewichte auszubalancieren und so zu mehr Wohlbefinden zu kommen.
Eine ayurvedische Behandlung berücksichtigt daher verschiedene Faktoren, die das Gleichgewicht eines Menschen fördern oder stören können und versucht, diese entsprechend in Einklang zu bringen.
Die drei Doshas
Nach Ayurveda basieren alle Lebensvorgänge auf drei grundlegenden Kräften, den sogenannten Doshas. Sie beinhalten sowohl körperliche als auch psychische Komponenten und regulieren damit alle Funktionen des Organismus auf dynamische Weise. Denn die Gesundheit ist im Sinne des Ayurveda kein statischer Zustand, sondern kann jederzeit in die eine oder andere Richtung kippen.
Die drei Doshas sind:
- Vata: Prinzip der Bewegung
- Pitta: Prinzip der Transformation und des Stoffwechsel
- Kapha: Prinzip der Stabilität und Substanz
Jedem dieser Doshas werden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. Gerät eine dieser Energien aus dem Gleichgewicht und trifft auf ein geschwächtes Gewebe, reagiert der Körper und entwickelt Krankheitssymptome.
Nach Ayurveda erzeugt das Vata-Dosha beispielsweise Beschwerden wie Verstopfung, Arthrose oder ziehende Schmerzen. Das Pitta-Dosha kann, wenn aus der Balance geraten, Hauterkrankungen, Rötungen oder Entzündungen auslösen. Das Kapha-Dosha führt wiederum zu Schwellungen, Tumoren und Übelkeit.
Durch die Verknüpfung von Beschwerden mit den einzelnen Lebensenergien lassen sich körperliche Beschwerden so schon früh erkennen und zuordnen. So kann Ayurveda unterstützen, dass Krankheiten erst gar nicht entstehen.
Einsatzbereiche von Ayurveda
Ayurveda versteht sich als ganzheitliche Medizin, die den Menschen mit seinen körperlichen und mentalen Bedürfnissen betrachtet. Die Heilkunde findet dabei vor allem Anwendung bei chronischen Krankheiten wie:
- Immunologische Erkrankungen (Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen
- Schlafstörungen
- Arthrose
- Hauterkrankungen
- Bluthochdruck und Diabetes
- Asthma
Ayurveda hat dabei eher eine präventive als eine rückwirkende Tendenz. Das heißt, dass nicht erst gehandelt wird, wenn bereits Beschwerden vorliegen, sondern es geht vielmehr darum, sich konstant um das Gleichgewicht zwischen Körper und Seele zu kümmern.
Es ist daher nicht geeignet für die Notfallmedizin, bei chirurgischen Eingriffen, Traumata oder bei akuten Erkrankungen. Hier solltest du auf keinen Fall auf die Schulmedizin verzichten.
Typische Bestandteile einer Ayurveda-Behandlung sind Akupunktur, Massagen, Reinigungskuren, Entschlackung und die Ernährungsberatung. Ein Ayurveda-Experte stimmt die Behandlung nach einem Gespräch aber immer individuell auf den Betroffenen ab.
Ernährung nach Ayurveda
Du kannst aber auch ohne eine Behandlung von Experten zuhause nach Ayurveda leben. Denn die ayurvedische Ernährung ist eine besonders einfache Möglichkeit, um das Gleichgewicht der Doshas zu halten. Sie gilt außerdem als beste Maßnahme, damit viele Krankheiten erst gar nicht entstehen.
Die ayurvedische Ernährung berücksichtigt dafür die physischen und psychischen Bedürfnisse des Einzelnen und stellt die Speisen individuell nach dessen Verträglichkeit zusammen. Dabei werden zum Beispiel frische Lebensmittel passend zum Konstitutionstyp sowie zur Tages- und Jahreszeit ausgewählt und auf den individuellen Stoffwechsel ausgerichtet. So sollen vorhandene Störungen (also Ungleichgewichte) behoben werden.
Besonders wichtig sind dabei die sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb. Innerhalb jeder Mahlzeit solltest du versuchen, alle Geschmacksrichtungen abzudecken, um ein möglichst vollkommenes Geschmackserlebnis zu erzeugen. Dadurch soll verhindert werden, dass nach dem Essen ein Geschmack fehlt und als Ersatz zum Beispiel eine Tafel Schokolade ausgepackt wird. Darüber hinaus hat jede Geschmacksrichtung eine spezielle Wirkung auf den Körper und die Doshas.
7 Grundregeln der ayurvedischen Ernährung
Neben den individuellen Bedürfnissen gibt es bei der ayurvedischen Ernährung auch einige Grundregeln, die prinzipiell jeder beim Essen beachten kann und sollte. Und zwar auch dann, wenn man sich nicht an Ayurveda orientiert.
Die richtige Menge essen
Heutzutage essen viele Menschen gerne mehr, als sie eigentlich brauchen. Für ein gesundes Maß solltest du aber weder zuviel noch zu wenig essen, da dies nach Ayurveda zu Ungleichgewichten führen kann.
Zu den Mahlzeiten nicht trinken
Ungefähr eine bis anderthalb Stunden vor und nach dem Essen sowie während der Mahlzeit solltest du nichts trinken, um das Verdauungsfeuer nicht zu löschen.
Besser selber kochen
Im Idealfall kochst du möglichst viel selbst mit frischen Zutaten und isst mindestens einmal am Tag warm. Denn warme Mahlzeiten regen die Verdauung und den Stoffwechsel an.
In Ruhe essen und gut kauen
Die Nahrungsaufnahme ist für viele Menschen nicht mehr das Hauptereignis, sondern wird neben dem Fernseher gemacht oder zwischendurch beim Arbeiten. Besser für die Doshas ist es aber, wenn du deine Aufmerksamkeit auf das Essen richtest und dieses gut kaust, um deinem Magen die Verdauung zu erleichtern.
Regelmäßig essen
Es ist besser, drei große Hauptmahlzeiten zu haben, anstatt immer wieder zwischendurch zu essen. Denn nur so werden die Verdauungs- und Stoffwechselprozesse nicht belastet.
Auf einen ausgewogenen Geschmack achten
Die perfekte Mahlzeit enthält alle sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen. Das fördert die Verdauung und vermeidet auch, dass du später Heißhunger auf Chips oder Schokolade hast.
Auf die richtigen Kombinationen achten
Die Erfahrung hat gezeigt, dass bestimmte Mahlzeiten nicht kombiniert werden sollten, da diese falschen Kombinationen als Ursachen für verschiedenste Krankheiten angesehen werden. Beispielsweise sind nach Ayurveda frische Früchte zu gekochten Speisen tabu.
Lohnt sich Ayurveda
Am Ende steht natürlich die Frage, ob sich Ayurveda lohnt oder es mehr Schein als Sein ist. Viele Menschen haben mit der alternativen Heilmedizin bereits positive Erfahrungen gemacht. Allerdings sind auch der ayurvedischen Heilkunde Grenzen gesetzt und sie ist nicht als alleinige Behandlung von Krankheiten gedacht.
Vielmehr eignet sich Ayurveda dazu, die eigene Lebensweise zu hinterfragen, Ursachen für Langzeiterkrankungen zu analysieren und Beschwerden durch eine Umstellung zu lindern.
Dafür musst du dich nicht einmal vollkommen der indischen Heilkunde verschreiben, sondern kannst zunächst auch einfach die Grundregeln beim Essen beachten und so einen ersten Schritt in Richtung mehr Gesundheit und Wohlbefinden machen.